Ostersamstag war ich zufällig an touristischen Brennpunkten unterwegs und entdeckte mal wieder den südost-europäischen Mitbürger, der mittels dreier Streichholz-Schachteln (und reichlich Oster-Kundschaft über die Feiertage) einen sehr ordentlichen Tagesgewinn abräumte.
Die Leichtlohn-Gruppe Hütchenspieler fiel mir dann abends wieder ein beim Spiel der Bayern in Dortmund. Ich bin mir nur noch nicht sicher, wo sie im Stadion gesessen hat, auf der Bank oder der Presse-Tribüne. Oder beides.
Chronologisch gesehen: Die Truppe des Katalanen stellt sich 90 Minuten mit 9 Mann vor den eigenen Strafraum und hofft, daß die gestiftete Kerze in der Asam-Kirche ihre Wirkung tut im Sinne eines Lucky Goals. Hat sie auch, glücklich gewonnen gegen gut spielende Dortmunder, die ein Remis mehr als verdient gehabt hätten. Nach dem Schlusspfiff ein Jubel auf der Bayern-Bank, als hätte man grade das CL-Finale erreicht. Die Sport-Journaille feiert den Taktik-Magier, dessen geradezu homer’sche List auch in Dortmund obsiegt hat. What?
Diese unglaublich innovative Taktik von Guardiola kann man jeden zweiten Samstag bei den Gäste-Teams in der Allianz-Arena sehen und da völlig zurecht, wenn man Paderborn heisst und gegen die Bayern-Walze spielen muss. Die Älteren kennen das sowieso noch unter dem Label Catenaccio, der Pfuibäh-Taktik des Helenio Herrera, die den Ästheten Guardiola zum Brechen bringen müsste.
Viel interessanter ist aber die Frage, warum spielt er plötzlich mit Beton-Riegel? Weil der BVB die Übermannschaft der Saison ist? Ääh, nein. Weil die Meisterschaft Spitz auf Knopf steht, so eng wie selten? Ääh, eher nicht. Wegen der Verletzten-Liste? Man hat ja auch nur gefühlt 28 Nationalspieler auf der Bank sitzen.
Nein, die Antwort ist eine andere. Pep Guardiola hat Angst. Und, Pep Guardiola traut sich selbst nicht mehr. Ausgerechnet jetzt, in den entscheidenden Wochen der FCB-Saison, knickt der scheinbar Unbelehrbare ein, ausgelöst durch die gnadenlose Heim-Pleite gegen Gladbach. Guardiola spürt den Druck, der auf ihm lastet und wahrscheinlich träumt er nachts vom 0:4 gegen Real. Und nun beginnt er zu wackeln. Und das ist ansteckend.
Man kann sich an keine Bayern (und keinen Trainer derselben) erinnern, die sich jemals so hasenfüssig und angstvoll hinten reingestellt haben und auch nicht an diese Freude in den Gesichtern, nachdem man … ein Bundesliga-Spiel gegen den Zehnten gewonnen hat.
Eines ist bei Guardiola niemals angekommen. Was heisst Mia san mia auf Catalan?